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The Dart Side of Life - Die Adrian Geiler Kolumne #4: Die 3 entscheidenden Faktoren für die Darts-Zukunft

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Hallo liebe Dartsfreunde, das Dartsjahr geht zu Ende und die WM wird größer, wertvoller und spektakulärer als je zuvor. Wir erleben eine echte Zeitenwende: neue Stars, Rekord-Preisgelder und ein immer dichteres Feld. In meiner Kolumne zeige ich dir, welche drei Dinge jetzt entscheidend werden — am Board, im Kalender und im Kopf.


Hallo liebe Dartsfreunde, 

nicht nur im Supermarkt merkt man: Bald ist Weihnachten. Auch im Darts ist es mehr und mehr spürbar: Das Dartsjahr 2025 neigt sich dem Ende entgegen. Die European Darts Championship in Dortmund mit unglaublichen 33.000 Zuschauern - und dem hochverdienten Sieger Gian van Veen - war das letzte Darts-Highlights in Deutschland. Der Blick richtet sich langsam, aber sicher auf das "große Ding": Die Darts-WM im Allypally. Eine Weltmeisterschaft, die Rekord brechen wird.  

Nie war eine WM so groß wie dieses Jahr mit 128 Spielern und Spielerinnen. Nie war eine WM so wertvoll wie dieses Jahr mit fünf Million Pfund Preisgeld - alleine eine Million davon für den Weltmeister. Und das wird in Kombination mit dem Zugpferd, Weltmeister Luke Littler, dazu führen, dass nie eine WM so viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen wird wie dieses Jahr. Das wird gigantisch. 

Es fühlt sich wie der Next Step an. Das nächste Level - eine Zeitenwende. Auch wenn wir da eigentlich schon mittendrin sind. Der Sport wandelt sich vor unseren Augen. Ewige Konstanten (Caller wie Russ Bray und George Noble, Master of Ceremony John McDonald, Spieler wie Steve Beaton) machen Schluss. Eine Frau (Beau Greaves) steht im Finale der Junioren-WM. Und ein Teenager (Luke Littler) bestimmt die sportlichen und nicht-sportlichen Schlagzeilen des Sports.  

Die Zukunft ist jetzt im Darts. Und wir erkennen gewisse Trends, was erfolgsversprechend ist. Was tun Spieler, um in die Weltklasse einzudringen und dort bleiben? Ganz generell gefragt: Was wird wichtig werden, um im Darts mitzuhalten? Meine Vermutung: Vor allem drei Aspekte.  

 

Erstens: Das Boardmanagement. 

Der Sport rückt immer enger zusammen. Das Niveau ist vielleicht nicht ganz so hoch wie zu den Zeiten eines Peak Phil Taylor oder Peak Michael van Gerwen. Aber dafür ist die Breite dichter geworden. Mehr denn je kann jeder jeden schlagen. Das sehen wir an den Players Championship Turnieren dieses Jahr: Wer hätte gedacht, dass 15 Turniere nicht reichen für Michael van Gerwen, um sich für die Finals zu qualifizieren? Er war sogar bei mehr Blöcken als im letzten Jahr - und es hat trotzdem nicht gereicht! Kleinigkeiten werden über Erfolg entschieden. Und da kann ein sauberes Boardmanagement helfen. Das Rechnen muss in Zukunft früher beginnen. Wir alle kennen die Bogeyzahlen - die Zahlen im Finishbereich (kleiner als 170), die nicht mit drei Darts checkbar sind. Die gibt es auch im Setup-Shot. Von 349, 348, 346, 345, 343, 342, 339 wird kein Spieler dieser Welt ein Finish stellen können. Das heißt: Der oder die SpielerIn braucht eine Aufnahme mehr, um zu checken - und öffnet damit Türen für die Gegner. Diese "Bogey-Setupzahlen" gilt es zu vermeiden. 

 

Zweiter Aspekt: Die Belastungssteuerung.  

Der Darts-Kalender ist brutal und gnadenlos. Fast an jedem Tag kann auf höchstem Niveau Darts gespielt werden. In 2026 werden wir wieder 34 Players Championship Turniere haben, 15 anstatt 14 European Tour Turniere in mehr Ländern (8, so international war die ET noch nie!) - und die Majorturniere werden auch eher größer (Grand Slam) und länger (World Series Finals) als umgekehrt. Und da sind Sponsorentermine, An- und Abreisetage, Galas, Training, ggf. die Arbeit und vor allem Privatleben (jaha, das gibt's auch noch) noch nicht inkludiert. Darts-Profi zu sein bedeutet auch Entbehrung. Vielleicht hilft es dann mal, das ein oder andere Turnier nicht zu spielen, hier einen Block auszulassen oder generell häufiger nein zu sagen. Martin Schindler hat das zum Beispiel in diesem Jahr auch lernen müssen und wird diesbezüglich 2026 Dinge verändern. Das wird seinem Spiel, aber insbesondere ihm als Mensch helfen.  


Womit wir beim dritten Punkt sind: Die mentale & körperliche Konstitution. Darts ist eine Parabel aufs Leben. Wenn es dir selbst gut geht, fliegen die Darts besser. Wenn nicht, dann nicht. Auch dafür gibt es unzählige Beispiele. Sich in das richtige Mindset zu bringen, wird essenziell für Erfolg sein. Wie das funktioniert, ist jedem selbst überlassen. Der wichtigste Schritt dorthin wird Selbstreflexion sein. Wer nicht versteht, wer er oder sie ist oder sein will, wird auf der Strecke bleiben. Denn die Maßnahmen, um sich wohlzufühlen, werden dann nicht zum Ziel führen. Sport kann hier auf jeden Fall helfen. So, so, so viele Spieler haben das in den letzten Jahren begriffen. Luke Humphries, die Nummer 1 der Welt, und Ross Smith waren die ersten. Peter Wright hat viel abgenommen. Nathan Aspinall geht jetzt mehr laufen. Michael van Gerwen entdeckt Padeltennis für sich. Sogar der chronisch gemütliche Ricky Evans hat das erkannt und (zumindest zeitweise) Kilometer geschrubbt. Ich glaube, Spieler wie Jermaine Wattimena (hat zugegeben, dass der Gewichtsverlust sein Spiel verschlechtert hat) werden die Ausnahmen sein, die die Regel bestätigen: Fitness und ein gesunder Geist werden entscheidend sein, um auf höchstem Niveau über einen langen Zeitraum Leistung abzurufen. 

Darts steht ein goldenes Zeitalter bevor. Der Hype, den Luke Littler ausgelöst hat, wird sich auch monetär für viele Spieler und Spielerinnen lohnen. Nächstes Jahr ist so viel Geld zu verdienen auf der Tour wie noch nie zuvor - von der Development Tour über die Pro Tour bis zu den großen Majors. Darts tritt aus der Nische auf die große Bühne. Das wird eine Professionalisierung mit sich bringen. Und Details können über Erfolg entscheiden. 

Game on! 

Euer Adrian